Nicht jedes Kind kann sich eine musikalische Ausbildung leisten. Hier kommt die Kindersingakademie der Stadt Halle ins Spiel. „Wir helfen“ unterstützt die Musikschule.
Von Ariane Keller
„Singen ist eine Art, der Seele und dem Innern Ausdruck zu geben, und es ist eine Sache, die jedem Menschen gegeben ist.“ Die Worte des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, ausgesprochen am 9. Juni 2012 beim Mitsingkonzert zum 150. Gründungsjubiläum des Deutschen Chorverbandes, beschreiben treffend die Werte, die sich die Kindersingakademie der Stadt Halle auf die Fahnen geschrieben hat.
„Wir wollen Kinder für das gemeinsame Singen begeistern, ihnen Raum für ihre Kreativität geben und sie in ihrer Persönlichkeit stärken“, sagt Marie-Therese Mehler, Musikdirektorin der Kindersingakademie, die sich in Trägerschaft der Halleschen Jugendwerkstatt gGmbH befindet. 421 Kinder und Jugendliche seien derzeit in der traditionsreichen Musikschule engagiert, 150 davon in den verschiedenen Chören im Alter von fünf bis 18 Jahren.
Der Chor „Strumochok“ zu Gast beim Internationalen Kinderchorfestival. Die Sängerinnen hatten eine lange Anreise aus der Ukraine.
Foto: Anne Hornemann
Jeder ist willkommen
Das Wichtigste: Die Kindersingakademie steht jedem Kind offen, das Freude an der Musik hat! Egal, ob es musikalisch ist, die Eltern an Musik interessiert sind oder ob sie sich die Unterrichtsgebühren leisten können. „Im Bedarfsfall vergeben wir leistungsunabhängige Stipendien, die über Spenden finanziert werden“, so Mehler weiter. Ein großer Teil dieser finanziellen Zuwendung sei in den vergangenen Jahren vom MZ-Verein „Wir helfen“ übernommen worden. So kann jedes Kind, unabhängig von seinem sozio-ökonomischen Status, sein individuelles Talent entfalten und an allen gemeinsamen Aktivitäten des Chores teilnehmen.
Nicht nur die musikalischen Fähigkeiten stünden im Mittelpunkt der Arbeit. „Wir vermitteln durch das Musizieren auch persönliche und soziale Kompetenzen wie Toleranz, Selbstwahrnehmung, Konzentrationsfähigkeit und Selbstvertrauen.“ Etwa ein Drittel der Kinder komme aus sozio-ökonomisch benachteiligten Familien. „Nicht alle Eltern kennen Lieder und können vorsingen – die kulturelle Bildung im Chor dient der sozialen Integration“, so Mehler. Dabei gehe es nicht um qualifizierte Chormusik oder Elitenförderung, sondern um Nahbarkeit und soziale Teilhabe. „Wir bieten den Kindern eine Hausaufgabenhilfe oder eine Mahlzeit und sie können im Garten spielen.“
Kindern und Jugendlichen den Zugang zu musikalischer Bildung zu ermöglichen, steht auch beim Internationalen Kinderchorfestival, das vom 15. bis 18. Mai in Halle stattfindet, im Fokus. Das Festival feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum. Sieben Chöre aus Südkorea, den Niederlanden, Griechenland, Tschechien und Venezuela sowie Schwerin und Kiel sind zu Gast.
Am 15. Mai um 18 Uhr wird das Festival in der Konzerthalle Ulrichskirche feierlich eröffnet. Am nächsten Tag wird ebenfalls in der Ulrichskirche um 18 Uhr ein erstes Freundschaftskonzert stattfinden. Ein zweites ist am 17. Mai um 18.30 Uhr in der Aula des Löwengebäudes. Schon vorher, um 15.30 Uhr, ertönen auf den Rathaustreppen zum Open-Air-Konzert festliche Klänge. Dann sind auch viele weitere Chöre aus Halle und der Region zu hören. Der Eintritt bei den drei letztgenannten Konzerten ist frei.
Gastfamilien gesucht
Für die internationalen jungen Menschen sucht die Kindersingakademie als Veranstalterin des Festivals noch liebe Gastfamilien. „Die Chöre haben den ganzen Tag lang Workshops und Proben. Die Gasteltern holen die Kinder jeweils abends nach den Konzerten ab und bringen sie morgens in die Innenstadt zu den Proben“, erklärt Marie-Therese Mehler. Die Kinder sind zwischen zehn und 18 Jahre alt und bleiben mindestens zu zweit in ihrer Gastfamilie.