Wir Helfen | Mitteldeutsche Zeitung

Hier tobt das echte Leben

Halle (Saale) / Bernburg

Die Kinderstadt „Halle an Salle“ in Halle läuft bereits, „Bärenhausen“ in Bernburg folgt in der kommenden Woche. Der „Wir helfen“-Verein hat beide Projekte finanziell unterstützt.

Von Ariane Keller

Drei, zwei, eins und los! Am 13. Juni stürmten rund 350 Kinder auf der Peißnitzinsel in Halle los und kannten nur eine Richtung: ihre Kinderstadt. Die wurde nämlich an diesem Tag eröffnet und die Ungeduld bei den Kleinen wuchs und wuchs, bevor endlich die symbolische Stadtmauer fiel. Viel zu lange hielten sich die Erwachsenen vorher mit wichtigen Reden auf – von Oberbürgermeister Alexander Vogt bis zum Kulturstaatssekretär Sebastian Putz.

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Die Feuerwehr in der Kinderstadt „Bärenhausen“ in Bernburg ist stets bereit. (Foto: Stiftung evangelische Jugendhilfe)

Endlich ohne Erwachsene

Nur gut, dass Erwachsene in der Kinderstadt „Halle an Salle“ noch bis zum 19. Juli nichts mehr zu melden haben. Denn hier haben die Kleinen das Kommando – und das richtig gut. Seit Januar haben sie sich auf die Wochen im Sommer vorbereitet. In einem wöchentlichen Treffen hat der Kinderrat Ideen gewälzt, abgestimmt und über Gesetze diskutiert. Auch, dass es in diesem Jahr erstmals Steuern in der Kinderstadt gibt, wurde beschlossen.

Das Konzept der Kinderstadt aber ist geblieben: Kinder sollen spielerisch regieren, gestalten, arbeiten. Sie ergreifen verschiedene Berufe, für die sie auch Gehalt bekommen – in der halleschen Kinderstadt heißt die Währung „Hallörchen“. Egal, ob im Handwerk, im Handel, in einer Behörde oder bei der Kinderzeitungsredaktion – Kinder sind hier an der Macht und gestalten für ein paar Wochen ihre Lebenswelt ganz allein. Nur angeleitet von wenigen Erwachsenen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. In mehr als 30 liebevoll gestalteten Stationen pulsiert in „Halle an Salle“ das Leben, so wie in jeder richtigen Stadt auch. Sogar echte Hühner, sonst auf dem Hof Steuden zu Hause, gibt es. Der „Wir helfen“-Verein hat die Kinderstadt mit 5.000 Euro unterstützt.

In diesem Jahr setzt „Halle an Salle“ den Schwerpunkt auf „Engagement und Begegnung“ und geht der Frage nach, was es braucht, damit sich alle Bewohner einer Stadt wohlfühlen – da können sich die Erwachsenen gern eine Scheibe abschneiden.

Wer sich das Spektakel nun einmal aus der Nähe ansehen möchte, hat Glück. Die Kinderstadt ist in den Ferien dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und am Sonntag von 10 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Einzelpersonen können sich einfach an der Tageskasse melden, Kindergruppen ab fünf Personen müssen vorher einen Slot buchen.

Hier steppt bald der Bär

In Bernburg laufen die Vorbereitungen für die dortige Kinderstadt „Bärenhausen“ auf Hochtouren. Am 2. Juli um 10 Uhr wird sie offiziell durch Oberbürgermeisterin Silvia Ristow eröffnet. Was dann folgt, ist klar wie Kloßbrühe: Action, Abenteuer und jede Menge Lernen und Entdecken.

Bis zum 11. Juli werden etwa 2.400 Kinder ihr „Bärenhausen“ regieren und gestalten. Auch in Bernburg sind einzelne Kinder, die sich kurzfristig zu einem Besuch entschließen, herzlich willkommen – sie können sich einfach am Bärenhausener Einwohnermeldeamt anmelden. Insgesamt können 51 Gewerke ausprobiert werden – von der Gärtnerei über das Postamt und die Feuerwehr bis zum Amtsgericht und Dönerladen, die in diesem Jahr erstmalig vertreten sind – auf Wunsch und Anweisung der Kinder natürlich. Entlohnt werden die Kinder mit der Bärenhausener Währung, den Tatzen.

Im Mittelpunkt des Planspiels aber stehen Vielfalt, Demokratieverständnis und Werte wie Freundschaft, Toleranz, Miteinander und Gemeinschaft. „Wir helfen“ hat „Bärenhausen“ mit 8.000 Euro unterstützt.