Wir Helfen | Mitteldeutsche Zeitung

„Krass der gute Kapitän“

Der „Wir helfen“-Verein unterstützt das Segelschiff der Halleschen Jugendwerkstatt. Nach der Komplettsanierung können Kinder die „Askania“  endlich wieder über die Saale lenken.

Von Ariane Keller

In meiner Badewanne bin ich Kapitän? Das kann ja jeder! Einmal auf einem richtigen Segelschiff Kapitän sein, das ist doch das richtige Abenteuer. Dank der Halleschen Jugendwerkstatt gGmbH und der „Askania“ können Kinder und Jugendliche dieses Erlebnis nun wieder genießen.

Segelschiff der Halleschen Jugendwerkstatt

Nach zweijähriger Sanierung ist die „Askania“ wieder auf der Saale unterwegs.
Foto: Hallesche Jugendwerkstatt

Früher Salz, heute Abenteuer

Die „Askania“ ist ein Nachbau eines historischen Kaffenkahns, ein Binnenschiff, das vor allem vom 17. bis 19. Jahrhundert auf Elbe, Weichsel und Saale unterwegs war und unter anderem Salz, Steine und Lebensmittel transportiert hat. Durch die spezielle Bauweise war die Be- und Entladung über die Spitze des Bootes möglich – ganz ohne Hafen, dafür über das  Heranfahren an die Uferböschung.

Ursprünglich 2004 in einer ABM-Maßnahme von der Jugendwerkstatt gebaut, stand die „Askania“ seit zwei Jahren auf dem Trockendock, um sich einer umfangreichen Sanierung zu unterziehen. Heute soll die „Askania“ aber keine Güter transportieren. Vielmehr ist sie nun Ausflugsziel und Transportmittel zum Beispiel für Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich keinen Urlaub leisten können. „Das geht über den reinen Ausflug hinaus“, sagt Ronald Schütz, Bereichsleiter der Jugendwerkstatt. „Die Kinder können hier das Ruder eines 17 Tonnen schweren Segelbootes übernehmen – das stärkt das Selbstbewusstsein. Und als Team lernen sie Verantwortung und Zusammenarbeit.“

Die erste Fahrt nach ihrer Instandsetzung hat die „Askania“ bereits erfolgreich gemeistert. In der ersten Juli-Woche haben sich Jugendliche aus dem Bürgertreff der Jugendwerkstatt als handfeste Schiffscrew betätigt und das Boot über die Saale zu einem Campingausflug  nach Kloschwitz gelenkt.

Ungewohnt entspannt

„Krass der gute Kapitän“ zu sein und das Schiff eigenhändig zu steuern, war das Highlight der Tour. Genauso wie die für die Jugendlichen ungewohnt entspannte Atmosphäre auf dem Wasser. „Lernen, wie ein Segel funktioniert, Knoten binden, verstehen, wie eine Schleuse arbeitet, und die Umwelt um sich herum wahrnehmen – all das sind für unsere Kinder und Jugendlichen ganz neue Erfahrungen“, so Schütz. Und weiter: „Für viele sind die Fahrten mit der ‚Askania‘ der erste Ausflug aus Halle heraus.“

Damit diese Ausflüge mit der „Askania“ für benachteiligte Kinder und Jugendliche  kostenlos bleiben, hat „Wir helfen“ das Projekt mit 2.500 Euro unterstützt, die für  Verpflegung an Bord und zum Beispiel für die Übernachtung auf dem Zeltplatz genutzt werden. Perspektivisch soll die „Askania“ auch für Schulklassen für Projekttage zur Verfügung stehen.